Interview mit FLASH-Sicherheitsfahrerin Peggy Pinkert

'Was der FLASH-Bus kann, ist wirklich beeindruckend.'

28. Juli 2021 | Lesezeit: ca. 4 Minute(n)
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Mit dem automatisierten FLASH-Bus beginnt im Landkreis Nordsachsen die Mobilität der Zukunft. Ab 2022 chauffiert er seine Fahrgäste zwischen dem Bahnhof Rackwitz und dem Parkplatz an der Schladitzer Bucht. Mit an Bord wird Peggy Pinkert sein, die als Sicherheitsfahrerin hinter dem Steuer sitzt und problemlos übernehmen kann, sollte das Steuerungssystem mal an seine Grenzen kommen, besonders in komplexen, unübersichtlichen Verkehrssituationen. Wir haben mit ihr über ihren Traumberuf, die ersten Testfahrten mit dem FLASH-Bus und ihr "bestes Stück" gesprochen. 

Hallo Frau Pinkert, Busfahrerinnen findet man auch heute noch eher selten. Wie kamen Sie zu Ihrem Beruf?

Ach, das ist eine lange Geschichte! Ich wollte schon immer Busfahrerin werden und habe mich noch zu DDR-Zeiten bei den Leipziger Verkehrsbetrieben dafür beworben. Aber damals durften dort nur Männer als Busfahrer arbeiten, weil die Fahrzeuge noch keine Servolenkung hatten und das Lenken harte Arbeit war. Außerdem ging ständig etwas kaputt und man musste öfter mal die schweren Reifen wechseln. Mir wurde dann auch ein Job als Straßenbahnfahrerin angeboten, aber das wollte ich nicht. Da ist man auf Gleise angewiesen und nicht sein eigener Herr. 

Peggy Pinkert am Steuer des FLASH-Buses

Und wie haben Sie es dann doch hinter das Steuer geschafft? 

Nachdem ich zuerst als Melkerin gearbeitet hatte, fing ich nach der Wiedervereinigung als Bürokauffrau in einem Reisebüro an. Da bin ich dann auch immer mal wieder als Hostess bei Busreisen mitgefahren und sagte zu meinem damaligen Chef: Ich will selbst fahren! Den LKW-Führerschein hatte ich schon zusammen mit dem Autoführerschein gemacht. Ich liebe große Autos einfach. Also habe ich einfach auch noch den Busschein gemacht, selbst bezahlt und dann als Busfahrerin angefangen. Später zog ich dann aus Leipzig aufs Land, sah die Busse der Firma Leupold durchs Dorf fahren und habe mal nachgefragt, ob sie eine Aushilfsfahrerin gebrauchen könnten. Das haben sie tatsächlich. Mittlerweile arbeite ich seit 2001 bei Leupold als Busfahrerin und es gibt nichts Besseres! 

"Bus fahren ist meine Berufung!"

Was ist das Tolle am Busfahren? 

Kennen Sie den Werbespot, in dem eine Frau auf ihr Motorrad steigt, den Motor anmacht und dabei eine Gänsehaut bekommt? So ist es bei mir auch. Busfahren ist meine Berufung! Ich kenne meine Maschine in- und auswendig und merke sofort, wenn am Motor etwas nicht stimmt. Ich liebe es, mit den Fahrgästen unterwegs zu sein und Verantwortung für sie zu tragen. Das ist für mich wie die Luft zum Atmen. Ich bin auch nicht einfach die Fahrerin, die den Bus nur steuert. Ich will auch immer wissen, wie das Fahrzeug genau funktioniert. 

Und diese Neugier brachte Sie dann wahrscheinlich auch zum FLASH-Bus. 

Auf jeden Fall! Für mich ist das eine ganz neue Herausforderung. Bei einem normalen Bus habe ja immer ich die Fäden in der Hand und entscheide, wann ich was tue. Beim FLASH-Bus entscheidet der Computer und ich greife als Sicherheitsfahrerin notfalls ein, wenn der Bus die Spur mal nicht optimal einhält oder ein Hindernis nicht zu hundert Prozent erkennt. Und das klappt auch. Wir haben das alles auf einem Testgelände bei Chemnitz ausführlich geübt. 

Wie fühlt es sich an, die Fäden nicht ständig in der Hand zu haben? 

Anfangs war es schon komisch, aber es ist letztlich eine Gewöhnungssache. Man muss lockerlassen, aber trotzdem immer konzentriert bleiben. Man darf sich nicht zurücklehnen, die Hände in den Schoß legen und denken, dass das Fahrzeug das schon alles richtig machen wird. 

Wie funktioniert das? Haben Sie eine Art Notfallknopf, den Sie bei Bedarf drücken? 

Sobald ich die Bremse, das Gas oder das Lenkrad betätige, weiß das System, dass ich eingreife und überlässt mir die vollständige Kontrolle. Das passiert zum Beispiel, wenn wir einen Fahrradfahrer oder eine Fahrradfahrerin überholen und ich den Abstand selbst bestimmen will oder sich eine Fliege auf die Frontkamera setzt und der Computer denkt, auf der Straße gibt es ein Hindernis und das System bremst. Wenn ich die Kontrolle dann wieder an den Computer abgeben will, drücke ich einfach einen entsprechenden Knopf und die Fahrt geht automatisiert weiter. 

"Für mich ist mein Bus an sich ja mein bestes Stück."

Sehen Sie den FLASH-Bus eigentlich als Kollegen oder als Konkurrenten? 

Für mich ist mein Bus an sich ja mein bestes Stück. Ich bin die Verlängerung des Fahrzeugs und arbeite für den Bus bzw. mit ihm. Was der FLASH-Bus auf dem Testgelände gezeigt hat, ist schon wirklich beeindruckend. Jetzt schauen wir mal, wie er sich auf der Straße macht und ob er mir die Arbeit erleichtert. Ich sehe ihn nicht als Konkurrenz, denn auf absehbare Zeit braucht es Sicherheitsfahrer und -fahrerinnen. Was die Zukunft bringt, werden wir sehen. Ich sage immer: Wenn man sich Star Wars oder andere Science-Fiction-Filme anschaut, sieht man: Menschen am Steuer werden immer gebraucht! Die Technik wird uns aber garantiert dabei helfen, vieles sicherer zu machen und das ist gut für alle. 

Bildquelle: Christian Hüller


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