Drei Jahre STADTLand+

Ein Blick hinter die Kulissen eines Innovationsprojekts

17. Januar 2025 | Lesezeit: ca. 6 Minute(n)
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Mobilitätswende ist eines der großen Schlagworte der Gegenwart, in dem so viel steckt: der Ausbau des ÖPNV, bessere Stadt-Land-Anbindung, der Umstieg auf CO2-neutrale Verkehrsmittel, die Digitalisierung der Mobilität und noch einiges mehr. All das findet sich wieder im ÖPNV-Modellprojekt STADTLand+, bei dem die Hallesche Verkehrs-AG (HAVAG), der MDV und viele weitere Bündnispartner zusammenarbeiten. Gefördert vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr, wurde im Rahmen dieses Modellprojektes in den letzten drei Jahren von allen Beteiligten richtig viel bewegt.

Die beste Nachricht gleich vorweg: „Alles, was wir auf den Weg gebracht haben, wird auch nach dem Förderzeitraum fortgeführt“, betont Andreas Völker, Projektleiter von STADTLand+ bei der HAVAG. Zu den umgesetzten Maßnahmen zählen unter anderem die folgenden Beispiele:

  • 10-Minuten-Takt auf der Linie 7 in Halle (Saale): Das verbesserte Angebot in den jeweiligen Stadtteilen nutzen jetzt bis zu 30 Prozent mehr Fahrgäste.

  • movemix in Halle (Saale): Eine App für alles! Hier können nun Bike- und Carsharing ebenso in Anspruch genommen werden wie Bus und Bahn. Es werden verschiedene Routen mit unterschiedlichen Fahrangeboten und den entsprechenden Preisen angezeigt. Die Buchung ist direkt über die App möglich.

  • Neue Regionallinien im Landkreis Saalekreis inkl. technischer Anschlusssicherung: Das Busnetz wurde mit der Saale-Würde-Linie 326, der Götschetal-Linie 302 und der Star Park-Queis-Linie 34 erweitert. Für bessere Umstiege wurden die Haltestellen Büschdorf, Trotha, S-Bahnhof Neustadt und Merseburg-Zentrum umgebaut.

  • Neue Stadtlinien in Merseburg: Sowohl die neuen Linien 111 und 112 innerhalb der Stadt als auch die einfahrenden Regionallinien wurden optimiert. Einige Stadtteile und die Hochschule Merseburg sind besser angebunden. Auch das südliche Gewerbe- und Industriegebiet ist jetzt mit dem Stadtverkehr erreichbar.

  • Bikesharing in Halle (Saale): Das öffentliche Fahrradverleihsystem movemix_bike verteilt an über 90 Standorten im Stadtgebiet Halle 400 klassische Fahrräder, 30 E-Bikes und sechs Lastenräder.

  • Ticket-App FAIRTIQ im gesamten MDV-Gebiet: Für den einfachen Ticketkauf – mit einem Wisch auf dem Smartphone beim Ein- und Aussteigen beginnt bzw. endet die Fahrt. Den Fahrpreis berechnet die App automatisch über die Standortermittlung.

SL+_movemix Fahrrad Launch

im Bild: Projektleiter Andreas Völker tritt 2023 zum Launch des Fahrradleihsystems in Halle in die Pedalen (Foto: Stadtwerke Halle).

Gut organisiert entlang fester Zeit-, Budget- und Aufgabenpläne

Die erste Herausforderung war das Tempo, in dem das Modellprojekt auf die Beteiligten zurollte. Der Aufruf des Bundesministeriums erfolgte im März 2021. „Im September haben wir erfahren, dass wir dabei sind und bis Ende Oktober sollte bereits der Antrag gestellt sein“, blickt Andreas Völker zurück. „Wir haben teilweise an Wochenenden zusammengesessen, um alles fertig zu bekommen“, so Anja Katzbeck, Projektmanagerin von STADTLand+. Schließlich wurde die Deadline eingehalten. Der Bewilligungsbescheid kam am 29.12.2021 und drei Tage später sollte es auch schon offiziell losgehen. Da waren noch längst nicht alle Stellen besetzt.

„Aufgrund der Größe des Vorhabens und der vielen Beteiligten sind wir von Anfang an sehr strukturiert vorgegangen“, erläutert Anja Katzbeck. Gleich zu Beginn wurde ein Projekthandbuch aufgesetzt, das die Struktur und die verschiedenen Rollen aller Beteiligten festlegte. Ein ausgeklügeltes Organigramm bildet genau ab, wer welche Position hat und wer bei den 16 Maßnahmen bzw. Einzelprojekten innerhalb der vier Bereiche Halle (Saale), Umland, Multimodale Mobilität und Digitaler Vertrieb für was verantwortlich ist.

Eine weitere Herausforderung waren die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie: „Unser Kick-off Meeting fand mit 120 Teilnehmenden online statt“, erzählt Anja Katzbeck. Die Arbeitsgruppen wurden dann in einzelnen Online-Workshops gebrieft. „Mindestens einmal im Monat kamen alle in den jeweiligen Arbeitsgruppen zusammen – zu Beginn nur digital, später auch live“, berichtet die Projektmanagerin weiter. „Bei den regelmäßigen Treffen auf verschiedenen Ebenen wurde immer wieder geschaut: Wie liegen wir in der Zeit? Wo im Budget? Und was haben wir schon geschafft?“

Eine weitere Herausforderung waren die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie: „Unser Kick-off Meeting fand mit 120 Teilnehmenden online statt.“

Anja Katzbeck,
Projektmanagerin STADTLand+

Gerade der Blick auf das Budget war wichtig, denn die Rahmenvorgaben des Bundes mussten streng eingehalten werden. So konnten beispielsweise nicht abgerufene Summen nicht einfach in das Folgejahr übertragen werden. Beim ersten Jahreswechsel allerdings schlossen sich alle Modellprojekte zusammen und baten den Bund um eine Fristverlängerung. Gestartet ist STADTLand+ nämlich nicht nur unter Corona-Bedingungen, parallel dazu wurde auch das 9-Euro-Ticket und dann das Deutschlandticket eingeführt. Es fehlte noch an dem nötigen Personal innerhalb der Projekte. Außerdem bremste der russische Angriff auf die Ukraine den Bund in projektbezogenen Entscheidungen aus. So kamen viele Umstände zusammen, die dann doch eine Budgetverschiebung möglich machten, welche durch Zeitverzögerungen im ersten Projektjahr nötig wurde.

Pragmatisches Vorgehen beschleunigt den Projektfortschritt

Mit all den notwendigen Verwaltungsprozessen und bürokratischen Vorgängen kann es mitunter dauern, bis zum Beispiel eine neue Mobilitätsstation steht. Insbesondere, wenn mehrere Ämter nacheinander involviert sind. „Hier sind wir für einige Beteiligte neue Wege gegangen und haben kurzerhand einen Projekt-Workshop mit allen involvierten Personen abgehalten“, erklärt Andreas Völker. Nach dem Motto „Alle an einen Tisch“ wurden die noch geplanten Mobilitätsstationen direkt mit allen besprochen und jede*r hörte sich auch die Belange der anderen an. „Das kam sehr positiv an und verschaffte uns eine breite Akzeptanz“, ergänzt Anja Katzbeck. So konnten für den Bau der Mobilitätsstationen anfängliche Zeitverzögerungen wieder aufgeholt werden.

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im Bild: Alle Projekt- und Fördermittelpartner gemeinsam zur Abschlussveranstaltung am 19.09.2024 in Halle (Foto: Hallesche Verkehrs-AG)

Fortführung der Projekte gesichert

Die Finanzierung für die nächsten drei Jahre ist für die umgesetzten Maßnahmen bereits abgesichert. Nichts davon verschwindet nach Ablauf der Förderzeit einfach wieder. Natürlich wird es hier und da Anpassungen geben. „Vielleicht justieren wir beispielsweise bei den movemix-Angeboten in Halle nach, je nach Bedarf“, so Projektleiter Andreas Völker.

Tatsächlich waren die meisten Projekte bereits von den verschiedenen Unternehmen angedacht. In Halle (Saale) beispielsweise waren schon Pläne für die Optimierung des ÖPNV vorhanden, da man hier Unternehmensentwicklung aufgrund der Verkehrsziele des Bundes sowie die Roadmap zu Klimaneutralität bereits fest im Visier hat. Mit der Projektförderung im Rahmen von STADTLand+ war es dann möglich, sämtliche Maßnahmen unter einem Dach zu bündeln und zu finanzieren.

Zudem wertet das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation die geförderten Modellprojekte aus. Die Experten legen dabei den Blick auf potenzielle Erfolgsfaktoren und Hemmnisse. Die Erkenntnisse daraus sollen in einen Bundes-Handlungsleitfaden für ähnliche Projekte münden, von dem auch andere Regionen profitieren bzw. an dem sie sich orientieren können.

Fotos: Hannah Petke, Stadtwerke Halle GmbH, Hallesche Verkehrs-AG


Alle Infos zum Innovationsprojekt

  • Konsortialleitung und Projektpartner

    Konsortialleitung:
    Hallesche Verkehrs-AG

    Projektpartner:
    Mitteldeutscher Verkehrsverbund GmbH
    Landkreis Saalekreis
    Omnibusbetrieb Saalekreis GmbH
    Personennahverkehrsgesellschaft Merseburg-Querfurt mbH
    Personenverkehrsgesellschaft Burgenlandkreis mbH
    Leipziger Verkehrsbetriebe GmbH
    Regionalbus Leipzig GmbH
    Nordsachsen Mobil GmbH
    THÜSAC Personennahverkehrsgesellschaft mbH
    Erfurter Bahn GmbH

    Fördermittelgeber und Unterstützer 
    Unterstützt wird das Projekt durch die Stadt Halle sowie die Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt  GmbH. Die Fördermittel des Bundes werden von finanziellen Mitteln des Landes Sachsen-Anhalt und dem Zweckverband für den Nahverkehrsraum Leipzig ergänzt.


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