Mit Hilfe von KI weniger Staus und mehr Lebensqualität
Leipzig ist Pilotstadt für Forschungsprojekt AIAMO
10. Juni 2025 | Lesezeit: ca. 3 Minute(n)Wie lassen sich Verkehrsströme besser lenken, Pendlerverkehre entzerren und der ÖPNV effizient im Stadtverkehr vernetzen? Mit diesen Fragestellungen setzt sich das Forschungsprojekt AIAMO (Artifical Intelligence And MObility) aktuell in Leipzig auseinander. Künstliche Intelligenz (KI) soll dabei eine Schlüsselrolle spielen, um Mobilitätsdaten auszuwerten und Verkehr sowie Lebensqualität in der Messestadt zu optimieren.
Das zukunftsweisende Modellprojekt wird mit insgesamt 16,7 Millionen Euro durch das ehemalige Bundesministerium für Digitales und Verkehr unterstützt und ist auf mehrere Jahre ausgelegt. Es läuft seit Juli 2023 und ist Teil der KI-Strategie der Bundesregierung.
Neben Leipzig ist auch Landau in der Pfalz eine weitere Pilotregion im Projekt. Laut Bundesministerium repräsentieren beide Städte unterschiedliche Herausforderungen und bieten ideale Testumgebungen für innovative Ansätze. Leipzig als expandierende Großstadt mit über 600.000 Einwohnern und Landau in der Pfalz als Mittelstadt mit täglich rund 37.000 Pendlerbewegungen. Die Forschungsergebnisse aus den beiden Städten sollen perspektivisch für kleine und mittlere Kommunen übertragbar sein.
Neue Wege für bekannte Herausforderungen
Das Forschungsprojekt hat das Ziel, den Rahmen für konkrete technische Entwicklungen hervorzubringen, die den Verkehr künftig spürbar verbessern sollen. Das technische Herzstück dafür ist der AIAMOnexus. Die im Projekt entwickelte Technologie sorgt dafür, dass unterschiedliche Mobilitätsdaten – zum Beispiel aus Fahrzeugen, Verkehrsflüssen oder dem öffentlichen Nahverkehr – gesammelt, miteinander verknüpft und für den Einsatz der KI vorbereitet werden. Auf Basis der Ergebnisse sollen sich später zum Beispiel Staus vermeiden, Fahrpläne optimieren oder verschiedene Verkehrsmittel besser aufeinander abstimmen lassen.
Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung sieht viele Chancen im Projekt: „Unsere Stadt wächst stetig, und damit steigen auch die Anforderungen an ein effizientes Mobilitätssystem. Durch AIAMO können wir datenbasierte Entscheidungen treffen, um den Verkehr flüssiger und umweltfreundlicher zu gestalten und so insbesondere auch die Luftqualität in Leipzig nachhaltig zu verbessern.“


Für die Datenerfassung entsteht in Leipzig ein engmaschiges Umweltdatenmessnetz mit 50 Stationen. Aktuell sind davon bereits 20 Stationen im Einsatz. Ziel ist es, vorrangig Luftschadstoffe wie Stickstoffdioxid (NO₂) sowie Feinstaub zu erfassen. Diese Daten werden mit anderen Verkehrsdaten, beispielsweise Verkehrsdichte, Fahrzeugtypen oder Bewegungsmustern verknüpft und mit Hilfe von KI systematisch analysiert. In Kombination mit Umweltdaten entsteht so ein „Digitaler Zwilling“ von Leipzig, also ein digitales Modell, das Verkehr und Umwelt in Echtzeit abbildet. Dieser Zwilling soll dann dabei helfen, das Verkehrsgeschehen besser zu verstehen und Maßnahmen für eine optimale Verkehrssteuerung vorschlagen.
Dazu gehören zum Beispiel:
Intelligente Verkehrsleitsysteme: Diese reagieren dynamisch auf aktuelle Verkehrsbedingungen, um Staus zu vermeiden und den Verkehrsfluss zu verbessern.
Mobilitäts-Apps: Sie integrieren Angebote unterschiedlicher Verkehrsträger wie ÖPNV, Sharing-Dienste oder Fahrradverkehr und bieten Tür-zu-Tür-Routenplanung.
Verkehrsprognosen: KI kann präzisere Vorhersagen treffen, um Verkehrsflüsse vorausschauend zu steuern.
Umweltdatenmessnetze: Die Erfassung und Verarbeitung von Daten zur Luftqualität und Emissionen unterstützen klimafreundliche Entscheidungen.
Wie kommen die KI-Lösungen „auf die Straße“?
Aktuell befindet sich das Projekt in einer entscheidenden Umsetzungsphase. Die Auswertung der ersten Datensätze startet in den kommenden Monaten und läuft parallel zur fortschreitenden Entwicklung KI-gestützter Steuerungsmodelle. Bis Ende 2025 sollen die ersten praxiserprobten Lösungen stehen, die dann in anderen Städten übernommen und weiterentwickelt werden können.
Die Kommunen und ansässigen Verkehrsunternehmen sind in den Pilotregionen aktiv eingebunden und stehen in begleitenden Arbeitskreisen, Gremien und Workshops im Austausch mit dem Projektteam. Die Projektergebnisse sollen zudem so aufbereitet werden, dass sie für Aufgabenträger, Planungsbehörden und Verkehrsunternehmen direkt nutzbar sind – auch über die Pilotstädte hinaus.
Wer steht hinter AIAMO?
Das Projekt AIAMO wird vom Branchenverband ITS Germany – Bundesverband der Wirtschaft und Wissenschaft für Verkehrstechnologien und intelligente Mobilität e.V. koordiniert und als Konsortialführer geleitet. Das Projektteam besteht aus 13 Partnern aus Wissenschaft, Wirtschaft und öffentlicher Hand.
Weitere Informationen zum Forschungsprojekt gibt es unter: www.aiamo.de
Fotos: AIAMO, Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung GmbH, Stadt Leipzig
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