ABO Flex im gesamten MDV-Gebiet: So entsteht ein Tarifprodukt

17. August 2022 | Lesezeit: ca. 5 Minute(n)
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Der ABO Flex-Tarif ist die ideale Lösung für alle, die Bus und Bahn gelegentlich nutzen. Doch wie entsteht eigentlich so ein neues Tarifprodukt? Und wer finanziert das? Der Mitteldeutsche Verkehrsverbund klärt auf.

Mitteldeutschland hat ein neues Tarifprodukt spendiert bekommen: Der ABO Flex-Tarif, mit dem Leipziger Gelegenheitsfahrgäste bereits seit einigen Jahren bares Geld sparen, wurde ab dem 1. August 2022 auf das gesamte Verbundgebiet ausgerollt. Das Prinzip ist einfach: Mit dem Erwerb einer Basiskarte zum einheitlichen Grundbetrag von 6,90 Euro im Monat ist der Kauf von Einzelfahrkarten, Kurzstreckentickets und Extrakarten erheblich günstiger – in Leipzig und Halle gibt es 50 % Rabatt, in den Landkreisen je nach Streckenlänge bis zu 45 %.

Aber warum gibt es dieses neue Tarifprodukt? Wer hat sich das ausgedacht? Und wie entstehen neue Angebote für Fahrgäste – von der Idee bis zum erwerbbaren Ticket? Wir haben mit MDV-Mitarbeiterin Juliane Stein gesprochen, die sich um alle Angelegenheiten rund um den Verbundtarif kümmert, und werfen einen Blick hinter die Kulissen des Mitteldeutschen Verkehrsverbundes.

Ersparnis für Gelegenheitsfahrgäste

Ob Einzelfahrscheine, Abo-Modelle, Job- oder Kombitickets: Wenn es um Tarife geht, hat Juliane Stein alles im Blick. Und zwar nicht nur, was das aktuelle Angebot betrifft. Die MDV-Mitarbeiterin ist auch bei der Entstehung neuer Tarifprodukte und Angebote beteiligt. So auch bei der Einführung des ABO Flex-Tarifs im gesamten Verbundgebiet. Ein Tarif, der gerade angesichts der Entwicklungen durch die Pandemie als folgerichtige Maßnahme erscheint. "An vorliegenden Marktforschungsergebnissen konnten wir ablesen, dass viele Menschen während der Lockdowns und nun auch darüber hinaus ihre Arbeitszeit mehr und mehr im Homeoffice bestreiten", so Juliane Stein.

"Wer 2019 noch fünfmal pro Woche via Nahverkehr ins Büro gependelt ist, der macht das anno 2022 vielleicht noch zweimal pro Woche. Das ist zwar nur ein Beispiel, aber es ist klar zu beobachten, dass einige unserer Abonnent*innen nicht mehr das volle Potenzial ihres Abos ausschöpfen und eher zu sogenannten Gelegenheitsfahrer*innen werden. Und um diese Fahrgäste auch weiterhin als Stammkund*innen zu halten, ihnen aber dennoch ein günstiges Angebot zu unterbreiten, bieten wir den ABO Flex-Tarif im gesamten MDV-Gebiet an.“

Durch vermehrte Tage im Homeoffice stehen viele Fahrgäste vor der Situation, dass sich weder der Erwerb eines normalen Monatsabos noch die Fahrt mit Einzeltickets lohnen würde. Hier ist der ABO Flex-Tarif so etwas wie ein kostengünstiges Bindeglied zwischen Abonnent*innen und Gelegenheitsnutzer*innen. Damit reagiert der MDV flexibel auf die Veränderungen, die die Corona-Pandemie mit sich gebracht hat. Aber wie flexibel und spontan kann ein Verkehrsverbund überhaupt sein Sortiment umstellen? Wie entsteht ein Tarifprodukt und wie lange dauert der Prozess?

ABO Flex und Co.: Wie entsteht ein neues Tarifprodukt?

Zunächst einmal gilt es zu verstehen: Ein Verkehrsverbund wie der MDV kann nichts dem Zufall überlassen. Und auch nicht überstürzt handeln. Es bringt nichts, die Prozedur von der Idee zum fertigen Produkt zu gehen, wenn dieses nach ein oder zwei Jahren wegen mangelnder Nachfrage wieder aus dem Sortiment genommen werden muss. Daher wird ein Tarifprodukt nur nach reiflicher Überlegung und häufig erst nach der Absolvierung von zeitlich oder räumlich begrenzten Pilotprojekten eingeführt.
So testen zum Beispiel die Busunternehmen in den Landkreisen Leipzig, Burgenlandkreis und Saalekreis ein preisgünstiges Abo für Senioren. Das ABO Aktiv gibt's für alle ab 65 Jahren, die die Busse in Grimma, Bad Lausick, Brandis, Colditz, Wurzen, Merseburg, Mücheln, Querfurt, Naumburg, Weißenfels und Zeitz nutzen möchten. Wenn das Angebot gut angenommen und gut verkauft wird, dann könnte es auf das gesamte Verbundgebiet ausgerollt werden.

Der Idee für ein neues Produkt gehen zumeist Marktforschungen voraus, die Fahrgastzahlen und diverse andere Parameter auswerten. „Auf Grundlage dieser Analysen überlegen dann die einzelnen Verkehrsunternehmen im Verbund“, erklärt Juliane Stein, „wo ein neues Tarifprodukt einerseits für Entlastung im Portemonnaie sorgen könnte – etwa für Senioren, Studierende oder eben jetzt die Gelegenheitsfahrgäste. Andererseits sollen sich dadurch aber auch die Verkäufe und Fahrgastzahlen erhöhen, damit die Verkehrsunternehmen gut wirtschaften können. Anschließend sitzen die verschiedenen Verkehrsunternehmen mit uns vom MDV an einem Tisch, wo wir irgendwann auf einen Nenner kommen. Das Ergebnis dieser Gespräche wird dann den MDV-Gremien unterbreitet, die letztlich entscheiden, ob oder wann das neue Tarifprodukt an den Start gehen kann.“

Ist der Beschluss gefasst, wird das neue Tarifprodukt in die Vertriebssysteme der Fahrzeuge, Automaten, Servicestellen und Apps gespielt. Außerdem werden Websites angepasst sowie Broschüren, Aushänge und Flyer gedruckt. Ein ganz schöner Aufwand bei 2,1 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern im gesamten Verbundgebiet! Daher vergeht in der Regel auch etwa ein Jahr bis zum fertigen Produkt – das Datum für die Einführung ist in der Regel der 1. August.

Wie finanziert sich der ÖPNV?

Die Entwicklung solcher Produkte und generell die Beförderung von Fahrgästen durch das MDV-Gebiet muss natürlich auch finanziert werden. Was viele nicht wissen: Die Finanzierung des öffentlichen Personennahverkehrs gelingt bei Weitem nicht allein durch den Ticketverkauf. Die Fahrgeldeinnahmen machen rund 40 Prozent der Mittel aus, die vonnöten sind, damit die Menschen möglichst zügig und unkompliziert von A nach B kommen. Der größere Anteil wird von der öffentlichen Hand, also den Ländern und Kommunen finanziert. "Die Herausforderung dabei ist", so Tarifexpertin Juliane Stein, die seit 2005 beim MDV arbeitet, "dass die Finanzierungsmittel häufig gleichbleiben, während die Kosten für Sprit, Strom oder auch Personal steigen. Das bedeutet, wir kommen teilweise nicht darum herum, auch die Fahrpreise anzupassen."

Wovon auf jeden Fall ausgegangen werden kann: Dass der MDV weiterhin bemüht ist, faire Tarifprodukte und maßgeschneiderte Angebote für die vielfältigen Mobilitätsbedürfnisse der Menschen in Mitteldeutschland auf den Markt zu bringen. Um es jeder Bevölkerungsgruppe so leicht wie nur irgend möglich zu machen, mit klimaschonenden öffentlichen Verkehrsmitteln gut durch den Tag zu kommen.

Wo kann ich das ABO Flex abschließen?

Ein Abo über den ABO Flex-Tarif kann online oder direkt bei einem Verkehrsunternehmen abgeschlossen werden. Die Fahrscheine stehen digital über die Apps MOOVME, DB-Navigator, LeipzigMOVE und FAIRTIQ in Halle sowie als klassischer Papierfahrschein an Automaten, in den Servicestellen und bei Busfahrerinnen und -fahrern zum Verkauf.

Bildquelle: MDV


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